Wie misst du Erfolg in agilen Teams und Projekten?
„Haben wir es geschafft?“, fragt der Product Owner, während sie sich ein weiteres Stück Kuchen nimmt. „Kommt darauf an, wie man Geschafft und Erfolg definiert“, antwortet das Team, das sich um die letzte Tasse Kaffee streitet. Ja, die Erfolgsmessung in agilen Projekten und Teams ist manchmal so knifflig wie die Entscheidung, ob Schoko- oder Erdbeerkuchen besser ist (immer Schoko natürlich). Die Definition von Erfolg ist oft gar nicht so einfach und hängt stark von deiner konkreten Situation ab. Aber keine Sorge, du findest hier ein paar Zutaten, um das Geheimrezept des Erfolgs in agilen Projekten zu enthüllen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleErfolg: Eine Frage der Definition
Erfolg in agilen Teams zu messen, bedeutet vor allem, die traditionellen Kennzahlen/KPIs und Bewertungsmethoden zu überdenken. In einem agilen Kontext ist Erfolg nicht allein durch Zahlen oder das Erreichen von vorab festgelegten Zielen definiert. Vielmehr ist es der wahrgenommene Mehrwert, den ein Team für das Unternehmen, seine Kunden und Stakeholder generiert. Die Herausforderung besteht darin, den Erfolg so zu definieren, dass er sowohl messbar als auch bedeutungsvoll ist. Naturgemäß ist das in jedem Unternehmen und Kontext verschieden. Einige bewährte und praktikable Metriken werden uns in den nächsten Zeilen genauer ansehen.
Kundenzufriedenheit: Der Königsweg der Erfolgsmessung
In der agilen Welt sind unsere Kundinnen und Kunden Könige. Kundenzufriedenheit steht an erster Stelle – und nein, wir reden hier nicht von den Kuchenpräferenzen des Kunden! Kundenzufriedenheit in agilen Projekten zu messen, kann durch direktes Feedback, Interviews, Umfragen oder semiquantitative Methoden wie den verbreiteten Net Promoter Score (NPS) erfolgen. Es geht darum, herauszufinden, ob das Produkt oder die Dienstleistung den Nagel auf den Kopf trifft oder eher als Übung für eine bessere Version zu sehen ist. In einem Wort, ob das Produkt ein Erfolg ist.
In agilen Methoden, wie Scrum, ist die Erhebung des Feedbacks ein fixer und elementarer Bestandteil. Ein Team kann nach jedem Sprint AnwenderInnen und Kunden ganz direkt zu den Ergebnissen befragen und so rasch eine andere Richtung einschlagen oder Risiken begegnen. Diese direkte Möglichkeit, bestehende Erwartungen an ein Produkt abzuklopfen, ist sehr einfach und ein echter Turbo für die Vertrauens- und Innovationskultur im Unternehmen.
Velocity: Tempo, Tempo, aber bitte nachhaltig zum Erfolg
Velocity beziehungsweise Geschwindigkeit, ist in der agilen Welt, was der Takt in der Musik ist. Sie zeigt dir transparent, wie viele Aufgaben ein Team in einem definierten Zeitraum (meist Sprint) erfolgreich erledigen und umsetzen kann. Gemessen wird diese Geschwindigkeit in Story Points pro Sprint, Features pro Release und ähnlichen Metriken. Diese Metriken bilden die Basis einer kontinuierlichen und konsistente Planung. Sie ist einzigartig für jedes Team – daher ist es Zeitverschwendung, die Velocity verschiedener Teams zu vergleichen. Die Velocity eines Teams ist stabil. Aus diesem Grund ist sie bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen das beste Prognosetool überhaupt. Der Erfolg eines agilen Teams bemisst sich somit unter anderem auch an der dauerhaften Einhaltung der durchschnittlichen Velocity.
Die Verwendung von aufwandsbezogenen Metriken, wie Personentagen oder Stunden, ist hingegen keine gute Idee. Es gibt in wissensbasierten Berufskontexten nur einen sehr geringen bis keinen Zusammenhang zwischen Aufwand und Fortschritt. Aber Achtung: Schneller ist nicht immer besser. Es geht um das richtige Tempo, bei dem die Qualität nicht auf der Strecke bleibt und das dauerhaft beibehalten werden kann. Dadurch ist auch die oben angeführte Planung stabil und treffsicher. Die gleichmäßige Auslastung, sorgt für kontinuierliche Ergebnisse und verhindert, dass Teammitglieder ausbrennen oder sich langweilen.
Qualität: Nicht nur das Tüpfelchen auf dem „i“
Qualität ist in agilen Projekte keine Verhandlungsmasse. Im Gegensatz zu klassisch/linearen Projekten, in denen durchaus an der Qualität geschraubt wird, um versprochene Endtermine zu halten. Das hast du vermutlich auch schon mal erlebt. Anders hingegen in agilen Projekten. Hier zählen für den Erfolg neben der Anzahl an Bugs, die in produktiven Produkten entdeckt werden, vor allem die Stabilität des Produkts und die Einhaltung der Definition of Done – den selbstauferlegten Qualitätskriterien. Ausgeliefert wird nur das, was wirklich funktioniert und den vorab kleinteilig definierten Akzeptanzkriterien entspricht. Lieber weniger Umfang, dafür fehlerfrei, ist die Devise.
Agile und reife Teams setzen hierbei auf eine “zero-bug” Politik. Nichts wird ausgeliefert, wenn noch bekannte Fehler enthalten sind. Mittel- und langfristig wird so nur wenig technische Schuld aufgebaut und die Wartbarkeit von Produkten bleibt gegeben. Die Ermittlung der gemeldeten Fehler auf Produktionsumgebungen ist eine mögliche Metrik, um die Qualität eines Produkts laufend zu erheben und zu verbessern. Deiner Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Team-Engagement: Happy Team, Happy Life
Ein engagiertes und motiviertes Team ist das A und O in agilen Projekten. Messen lässt sich das durch regelmäßige Retrospektiven, Mitarbeiterbefragungen und die allgemeine Stimmung im Team. In einem gut motivierten Team greift ein Rädchen ins andere. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, um das bestmögliche Produkt zu erschaffen. Inselwissen und Egotrips behindern den Aufbau eines selbstorganisierten und reifen Teams. Leadership bedeutet, dass du hier die richtigen Menschen zusammen bringst und sie gemeinsam an Lösungen arbeiten lässt.
Hierbei sind vor allem agile Rollen wie Scrum Master oder Agile Coaches gefordert. Eingespielte Teams sind nachweislich erfolgreicher, zufriedener und innovativer. Direkt motivieren lassen sich Menschen wenn überhaupt nur kurzfristig. Die Mühe kannst du dir sparen. Langfristige, intrinsische Motivation erfolgt hingegen über spannende Aufgaben, Sinn und dem Abbau von sinnloser Bürokratie. Es gilt, Erwachsene als solche zu behandeln und sie ihre Arbeit machen zu lassen. Dazu gehört selbstverständlich neben Humor auch die richtige Einstellung zur Kundenzufriedenheit und dem Wunsch sich laufend zu verbessern. Dein Team rockt das!
Business Value: Der wahre Geschmack des Erfolgs
Am Ende des Tages geht es um den geschaffenen Geschäfts- bzw. Mehrwert für deine Organisation. Dies kann sich in gesteigerten Einnahmen, Marktanteilen, Prozessverbesserungen, Kundenerfahrungen oder einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit manifestieren. Die Messung dieses Mehrwerts gestaltet sich oft deshalb so schwierig, weil es keine Basisdaten zum Status quo gibt. Prominentes Negativbeispiel wäre eine angestrebte Verbesserung der sogenannten Time2Market – ohne die derzeitige Dauer zu kennen oder überhaupt definiert zu haben, was T2M konkret bedeutet. Überleg dir vorher genau, was für dich Mehrwert bedeutet und lass es unbedingt dein Team wissen!
Business Value kann ein ausgelieferter Webshop sein, der Umsatz generiert oder auch eine Prozessoptimierung, die die Betriebskosten senkt. Nicht immer ist der Wert monetär messbar. In jedem Fall braucht es eine nachvollziehbare Grundlage für die Priorisierung der anstehenden Aufgaben. Ohne den jeweiligen Mehrwert von Anforderungen für das Business zu kennen, ist jede Reihung willkürlich und somit potenziell falsch. Angestrebte Ziele können so kaum erreicht werden.
Fazit
Erfolg in agilen Teams oder Projekten zu messen, ist wie das Backen eines Kuchens. Es bedarf der richtigen Zutaten, des passenden Timings und einer Prise Kreativität. Indem du dich auf Kundenzufriedenheit, Velocity, Qualität, Team-Engagement und Business Value konzentrierst, kannst du sicherstellen, dass dein agiles Projekt nicht nur gut schmeckt, sondern auch nachhaltigen Erfolg bringt. Dabei ist es durchaus vernünftig und effektiv, auch das betroffene Team direkt einzubinden. Also, ran an den Teig – oder besser gesagt, an dein Produkt! Ich gehe jetzt Kuchen backen.
Kategorien
- Agilität (21)
- Allgemein (17)
- Führung (16)
- Mentoring (11)
- Methoden (17)
- Organisation (16)
- Projektmanagement (9)
- Transformation (15)
- Video (4)
- Zusammenarbeit (22)